Was ist Traumarbeit?

Was unterscheidet die Traumarbeit nach Ortrud Grön von der klassischen Traumdeutung?


„Die um uns herum herrschenden Naturgesetze entsprechen in ihrer tiefen Folgerichtigkeit der Entwicklung menschlichen Lebens. Die Arbeit an Träume macht diese Gesetzmäßigkeit mit aller Genauigkeit bewusst. Träume nutzen die Natur bis ins Detail als Metapher, um uns psychologische Zusammenhänge bewusst zu machen.“ Ortrud Grön.

Diese Art des Umganges mit Träumen kann als Weiterentwicklung der Arbeit C.G. Jungs angesehen werden, da sie eindeutig in einem spirituellen Kontext anzusiedeln ist. 

Es gibt vier wichtige Merkmale, die diese Arbeit kennzeichnen:

1) Träume verwenden die Gleichnissprache, um uns zu erreichen. 

Die Traumarbeit nach Ortrud Grön hat die Gleichnisssprache als Grundlage. Sie werden durch den Traum aufgefordert, sich mit dem Wesen der Dinge zu beschäftigen. Die Aufgabe, vor die Sie sich dabei gestellt sehen, geht also über die bloße Assoziation, über die gängige Symbolik hinaus. Traumbilder leiten sich ab aus den Bildern der Natur. Die Evolution der Natur in all ihren Erscheinungsformen (Menschen, Tiere, Pflanzen, Elemente wie Wasser und Luft; Landschaften, Gegenstände etc.) sowie ihre Ordnung und ihre Gesetzmäßigkeiten: all dies entspricht gleichnishaft der Entwicklung der geistigen Kräfte im Menschen. 

Diese Ordnung finden wir in den Träumen wieder. Wir denaturierten Menschen müssen nur wieder Zugang zu dem finden, was wir aus unserem Menschsein ausgeschlossen haben. Der Natur müssen wir zuhören, um von ihr zu lernen. Sie ist unsere geistige Lehrerin. Der so eingebundene Mensch wird dadurch wieder zu seiner wahren Natur finden können.
2) Es geht darum, das Wesen der Dinge im Kern zu begreifen

Dazu ein Beispiel:
Sie träumen von einem Hund. Sie schlagen in einem „Traumlexikon“ unter dem Stichwort „Hund“ nach und lesen in etwa: „Träume mit einem Hund drehen sich manchmal um das Thema der Dominanz und Kontrolle. Hunde im Traum sind oft Traumsymbole für Aggression und Wut.“ 
In der Gleichnisssprache des Traums lässt sich diesem Bild wie folgt auf den Grund gehen: Was ist das Wesen eines Hundes, was unterscheidet ihn von allen anderen Tieren in der Natur? Der Hund stammt von den Wölfen ab. Eine der wesentlichen Wolfseigenschaften ist die Treue des gesamten Rudels zum Leitwolf, die bis zur Selbstaufgabe gehen kann. Diese Treue hat der Hund im Laufe der Domestizierung auf sein „Herrchen“ bzw. „Frauchen“ übertragen. Deshalb ist der Hund das Gleichnis der „absoluten Treue“. Wenn mein Hund im Traum aggressiv bellt oder gar beißt, so könnte es doch sein, dass er mich als treuer Freund, darauf aufmerksam machen will, dass ich gerade dabei bin, die Treue zu mir selbst zu gefährden oder gar zu verlieren. In einem weiteren Schritt sind auch die Rasse und die Farbe des Hundes von Bedeutung, um sein Wesen genauer erschließen zu können. Ein Schäferhund (Hütehund) lässt einen anderen Schwerpunkt als ein Terrier (Jagdhund) vermuten.

3) Träume haben eine Struktur: Ein Traum ist kein Zufall. 
Die Reihenfolge seiner Bilder auch nicht. Alle Bilder stehen in einem strukturellen Zusammenhang zueinander. Wenn man sich die Struktur des Traums bewusst macht, kann die Dynamik des ihm zugrunde liegenden psychischen Prozesses genauer widergespiegelt werden.

4) Träume sind stets im Kontext der Gegenwart zu verstehen. 
Deshalb ist es wichtig, einen „Anker“ am Vortag oder in der Gegenwart zu finden. Der Anker kann ein wichtiges Problem sein, welches uns gerade beschäftigt, aber auch etwas scheinbar Banales, was wir im Alltag übergehen, was uns aber unfrei macht (z.B.: Gestern habe ich etwas zugesagt, obwohl ich eigentlich Nein sagen wollte).
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